Zum Auftakt der neuen Saison präsentiert die musica viva Musik aus Asien – aber es ist kein rein asiatisches Konzert. Die Grenzen zwischen den Musikkulturen sind durchlässig geworden, die zeitgenössische Musik ist schon lange globalisiert:

Il-Ryun Chung wurde 1964 in Frankfurt am Main geboren und lebt heute in Berlin, wo er auch seine musikalische Ausbildung als Gitarrist und Komponist erhielt. Trotz der starken europäischen Einflüsse bleibt Il-Ryun Chung seinen koreanischen Wurzeln treu – und das auch als Komponist. Er schreibt zeitgenössische Musik, die sich durch die Wahl der Instrumente und der rhythmischen Struktur gerne als asiatisch zu erkennen gibt, ohne jedoch ihren kreativen Nährboden zu leugnen. An diesem Abend wird Il-Ryun Chungs Komposition „Follow the Metal Sound“ für Sheng und Changgu uraufgeführt. Der ebenfalls in Berlin lebende Wu Wei wird die chinesische Mundorgel Sheng spielen, der Komponist selbst ist sein Partner an koreanischen Perkussionsinstrumenten.

Diese Art der gegenseitigen Durchdringung zeigt, wie international die Pflege asiatischer Musik – historischer wie moderner – geworden ist: Der europäische Rahmen, in dem sie aufgeführt und wahrgenommen wird, ist integriert und wird nicht verleugnet. So werden die traditionellen Weisen aus dem 13. Jahrhundert von einem in Japan lebenden Flötenspieler aus Deutschland vorgetragen. Und auch der Autor der zweiten Uraufführung des Abends, der 1971 in Malaysia geborene Chong Kee-Yong, pflegt intensive Verbindungen zum Westen. Unter den drei Musikern, die sein Werk „Horizon’s chants“ präsentieren, befindet sich die US Amerikanerin Jocelyn Clark, eine bewundernswerte Virtuosin auf dem zitherähnlichen Instrument Kayagûm.

Werke von Ryota Mikami und Misato Mochizuki, zweier zeitgenössischer Komponisten aus Japan ergänzen das intime Programm, das ausschließlich von kleinsten Besetzungen vom Solisten bis zum Trio dargeboten wird.

Absätze