Kompositionsauftrag zur Carl-von-Ossietzky-Preisvergabe 2016 vergeben

Der in Berlin lebende Komponist Malte Giesen hat den Kompositionspreis für Zeitgenössische Musik der Stadt Oldenburg erhalten. Damit konnte die Stadt bereits zum 15. Mal die an die Verleihung des Carl-von-Ossietzky-Preises gebundene Auftragskomposition vergeben. Das eigens für diesen Anlass komponierte Werk "Die Paradoxie der Sichtbarkeit II“ wird in Anwesenheit des Komponisten am Dienstag, dem 3. Mai im Rahmen des Festaktes uraufgeführt. Die Komposition für Bass-Klarinette, Alt-Saxophon, Schlagzeug, E-Gitarre und Keyboard wird von den Mitgliedern des oh ton-ensembles Andrea Nagy, Mark Lorenz Kysela, Michael Pattmann, Steffen Ahrens und Roman Rofalski interpretiert.

Empfohlen wurde Malte Giesen von einem musikalischen Beirat, dem der Komponist und Musiker Eckart Beinke (oh ton – Förderung aktueller Musik e.V.), Michael Hagemeister (Projektleitung klangpol – Netzwerk Neue Musik Nordwest) und der Musikpädagoge Professor Dr. Lars Oberhaus, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, angehören.

Der musikalische Beirat schreibt in seiner Begründung: "Das künstlerische Selbstverständnis des jungen Komponisten Malte Giesen resultiert aus dem Spannungsfeld von Individuum und Gesellschaft, Selbstverwirklichung und politisch-gesellschaftlicher Positionierung. Musik ist für Giesen nie Selbstzweck, sondern verlangt die kritische Hinterfragung, Auseinandersetzung und Begegnung mit dem Hier und Jetzt. Marktgerechte, künstlerisch-akademische Inszenierungen und ästhetisch-designte Klangexperimente ihrer selbst willen sind seine Sache nicht. Mit Leidenschaft und Verve bezieht Giesen in seinen Kompositionen Stellung, kommentiert und thematisiert aktuelle Entwicklungen und fordert durch bisweilen anstrengende Sperrigkeit zum aufmerksamen, reflektierten Zuhören heraus. Dabei bedient er sich ausgefeilter Kompositionsmethoden mit analogen und digitalen Spielarten und Techniken, exzessivem General MIDI-Einsatz, feinster Mikrointervallik sowie im Netz zugänglicher Klangmaterialien und -quellen wie zum Beispiel YouTube Videos. Diese Techniken finden, jeweils kritisch hinterfragt, ihren Einsatz, um jenseits von Oberfläche und Handwerk eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Musik und ihrer Funktion zu befördern sowie Wahrnehmung durch Kontextveränderungen zu brechen und zu erweitern.“

Der 1988 in Tübingen geborene Malte Giesen hat an der Stuttgarter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Komposition und Computermusik studiert und besuchte von 2010 bis 2011 das Pariser Konservatorium CNSM. Seit 2012 studiert er an der Hochschule für Musik in Berlin Elektroakustische Musik.

Giesen schreibt für kleine kammermusikalische Besetzungen als auch für großes Orchester. Für seine Werke wurde er bereits mehrfach mit Stipendien und Preisen ausgezeichnet. So erhielt er unter anderem 2009 den ersten Preis des Deutschen Musikwettbewerbs Komposition. 2011 wurde er für das MATA Festival in New York nominiert. 2012 war er Preisträger des Meisterkurses Orchesterkomposition des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart und des Projektes "netzwerk mobil“, Netzwerk Neue Musik Baden-Württemberg. 2013 folgte die Auswahl als Teilnehmer des voix nouvelles Programms in Royaumont, der Donaueschinger Musiktage und 2014 des Summer Composition Institutes der Harvard University.

Die Kompositionen von Malte Giesen sind im In- und Ausland bei Festivals wie Acht Brücken Köln, Wien Modern, Klangwerkstatt Berlin und den Wittener Tagen für neue Kammermusik zu hören und werden von renommierten Ensembles wie dem Quatuor Diotima und dem Sonic. Art Saxophon Quartett, dem Ensemble recherche und dem Ensemble mosaik aufgeführt.

Giesen ist darüber hinaus in der Vermittlung Neuer Musik in Schulen und Musikschulen tätig. Er ist Gründungsmitglied des Stuttgarter Klang Büros e.V. und engagiert sich bei SUONO MOBILE – Initiative für Neue Musik sowie beim Stuttgarter Festival "Neue Töne Open“.

Weitere Informationen zu Malte Giesen finden Sie auf seiner Webseite www.malte-giesen.de

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