Am Sonntag, den 11.9.2016, endete das Musikfest Stuttgart mit seinem diesjährigen Motto »Reichtum« nach elf intensiven Festivaltagen. Als krönender Abschluss erklang Georg Friedrichs Händels Oratorium L’Allegro, il Penseroso ed il Moderato HWV 55, im Beethoven-Saal der Liederhalle, mit den Solisten Gillian Webster (Sopran), Gerlinde Sämann (Sopran), James Gilchrist (Tenor) und Andreas Wolf (Bass) sowie der Gaechinger Cantorey unter der Leitung von Hans-Christoph Rademann. Für die reformierten Ensembles der Bachakademie war gerade dieses Oratorium die perfekte Visitenkarte: In den zahlreichen Chorpartien an prominenter Stelle konnte sich der Chor mit transparentem Klang und wiederentdeckter Virtuosität als neuaufgestelltes Vokalensemble von internationaler Spitzenqualität präsentieren. Der vielschichtige Orchestersatz des Stücks und die zwei »Concerti grossi«, boten eine ideale Bühne, um die Klasse des neuen Barockorchesters vorzustellen. Dieses Konzert erklang außerdem auf dem von der Bachakademie in Auftrag gegebenen Nachbau einer kürzlich im sächsischen Seerhausen wiederentdeckten Truhenorgel aus der Werkstatt Gottfried Silbermanns. Das Musikfest Stuttgart fand somit in einer mitreißenden Wiederbelebung von »Handel’s most underrated oratorio« im Geiste des Komponisten und auf Originalinstrumenten einen eindrucksvollen Abschluss.

Akademieleiter Hans-Christoph Rademann setzte mit dem Musikfest Stuttgart 2016 einen weiteren Markstein für die Internationale Bachakademie Stuttgart: Die hauseigenen Ensembles traten erstmalig am 6. September in der Musikfest-Reihe »Sichten auf Bach« unter dem gemeinsamen Namen »Gaechinger Cantorey« auf. Die historisierte Schreibweise des traditionsreichen Chornamens, meint sowohl den seit Hans-Christoph Rademanns Amtsantritt als Akademieleiter (2013) reformierten Chor wie auch das dazu tretende, neu formierte Barockorchester der Bachakademie.

Für die 43 Veranstaltungen an 19 verschiedenen Spielorten standen 18.279 Karten zur Verfügung. Die Auslastung für 2016 liegt bei 71 Prozent. Vom 1. bis zum 11.9. haben ca. 13.000 Konzertbesucher das Musikfest Stuttgart frequentiert. »Die neue, durchkomponierte programmatische Ausrichtung wurde vom Publikum begeistert aufgenommen. Dafür sind wir sehr dankbar!«, betont Gernot Rehrl, Intendant der Internationalen Bachakademie Stuttgart.

Mit berühmten Ensembles und Solisten aus dem In- und Ausland beleuchtete das Klassikfestival vielschichtige thematische Facetten des schillernden Phänomens »Reichtum«. So spielten die Themen »Barocker Reichtum« und »aufgeklärte Lebensführung« eine ebenso große Rolle wie die klingende Betrachtung »himmlischen Reichtums« durch geistliche Musik und »inneren« bzw. »klanglichen Reichtums« durch hochklassige Instrumentalkompositionen. Dabei durfte gerade in Baden-Württemberg
das Thema »Regionaler Reichtum« nicht fehlen.

Das Musikfest Stuttgart konnte bereits an seinem Eröffnungswochenende sehr gute Verkaufszahlen verzeichnen: Das Eröffnungskonzert hatte eine Auslastung von 85 Prozent und die Auftaktveranstaltung Wandelkonzerte zum Wein in Kooperation mit Stuttgart Marketing und dem Collegium Wirtemberg wurde ebenfalls positiv angenommen. Restlos ausverkauft war das Sichten auf Bach-Konzert am 6.9. unter der Leitung von Hans-Christoph Rademann. Im vollen barocken Klanggewand traten der Chor und das eben gegründete Barockorchester erstmals mit einem Programm von Johann Sebastian Bach auf. Als klangliches Herzstück ist in diesem Konzert auch der Nachbau einer sächsischen Truhenorgel aus dem 18. Jahrhundert zum ersten Mal erklungen.

Ebenfalls ausverkauft waren die drei Kunstführungen in der Staatsgalerie Stuttgart, die das Festival-Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchteten. Ausgebucht waren auch die Gesprächsrunde in der L-Bank Rotunde mit dem Moderator Prof. Dr. Wieland Backes und den Gästen Anselm Bilgri, Bernd Riexinger, Renata Jungo-Brüngger, Prof. Dr. Christiane Lange und Rosely Schweizer, sowie das Konzert am 8.9. aus der Reihe Unternehmen Musik mit dem Gershwin Piano Quartet im Mercedes-Benz Museum.

Einen besonders großen Publikumszulauf verzeichnete das Klangatelier, das im Hospitalhof Stuttgart, in der Staatsgalerie und im Fruchtkasten stattgefunden hat. Die neue, dreiteilige Veranstaltungsreihe flankierte im Musikfest Stuttgart die erstmaligen Auftritte der Gaechinger Cantorey und den damit einhergehenden aufführungspraktischen Wandel innerhalb der Bachakademie. Nicht weniger enthusiastisch waren die Konzertbesucher bei den Sichten auf Bach-Konzerten. Gleich fünfmal präsentierten renommierte Interpreten und Ensembles In diesem Jahr »ihren« Bach. Zusätzlich zu den beiden Konzerten in der Stiftkirche fand die Reihe zweimal abends im Neuen Schloss und im Auditorium der Alfred Kärcher GmbH & Co. KG in Winnenden erfolgreich statt.

Der Hospitalhof Stuttgart als neues Zentrum im Musikfest Stuttgart bewährte sich als Anlaufstelle für die Konzertbesucher. Die zentrale Lage und die kurzen Wege zu den anderen Spielorten lud das Publikum zwischen den Konzerten zum Nachsinnen, zum Gesprächsaustausch und zu den sehr gut besuchten Musikfest-Cafés ein.

Der SWR mit seiner Hörfunk-Kulturwelle SWR2 Kultur schnitt als Medienpartner des Musikfest Stuttgart 2016 insgesamt vier Konzerte mit, die in der kommenden Saison zeitversetzt im Rundfunk übertragen werden.

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