Die Popkomm startet auch in diesem Jahr wieder mit musikalischen Überraschungen: Während am Abend des 19. September im Kesselhaus der Kulturbrauerei die Rhythmen des diesjährigen Partnerlandes Brasilien dominieren, geht es zur gleichen Zeit bei der Popkomm Yellow Lounge im Foyer der Deutschen Oper Berlin klassisch zu. Dort findet die Weltpremiere von „ReComposed by Jimi Tenor“ statt. Der finnische Elektronikvisionär wird sein neuestes Werk - moderne und mutige Bearbeitungen ausgewählter Stücke der zeitgenössischen Klassik - gemeinsam mit einem 53-köpfigen Orchester aus Musikern der Deutschen Oper aufführen.

Klassik-Panel zur Zukunft der Oper

Auch an den folgenden Tagen sind auf der Popkomm klassische Töne nicht zu überhören. „Quo vadis Oper ? – Frischer Wind durch freche Inszenierungen?“ wird bei einem Klassik-Panel am Donnerstag, 21. September, 13 bis 14 Uhr, gefragt. Das Musiktheater steht vor der Herausforderung, sein angestaubtes Image aufzumöbeln. Junge Leute wollen mit ihrer eigenen Sprache und Ästhetik ins Opernhaus gelockt werden, das traditionelle Publikum nicht gelangweilt, aber auch nicht überfordert werden. Geben heutige Komponisten erfrischende und richtungweisende Impulse? Inszenieren sich die Regisseure nur noch selbst oder gelingt es ihnen, die Geschichten so zu erzählen, dass die Menschen berührt werden und Antworten auf die Fragen des Seins finden?

Dazu diskutieren unter anderem Andreas Kluge, Sasha Waltz, Folkert Uhde und Anne-Kathrin Ostrop. Andreas Kluge, Universal Classics, der viele herausragende Künstler von Deutsche Grammophon, Philips und Decca betreut, vertritt die These: "Die Zukunft der Oper im Bereich der Bühnenproduktionen steht und fällt mit einer annähernd idealen Verbindung von qualitativ hochwertiger musikalischer Darbietung, darstellerischer Überzeugungskraft und Charisma der Protagonisten sowie moderner, nicht modernistischer Regiekonzepte." Die Tänzerin und Choreographin Sasha Waltz ist innerhalb kürzester Zeit vom Off-Star zu einer großen Hoffnung des deutschen Tanztheaters aufgestiegen. Im Januar 2005 wurde ihre erste Opernchoreographie »Dido & Aeneas« zur Musik Henry Purcells mit großem Erfolg an der Staatsoper Unter den Linden uraufgeführt.

Folkert Uhde, Manager und Dramaturg der Akademie für Alte Musik Berlin, hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder an der Unbeweglichkeit des Kunstbetriebs gestoßen und will konsequent neue Wirkungs-Räume erschließen, die einerseits den Anforderungen der frei produzierenden und international agierenden Künstler entsprechen, andererseits ein aufgeschlossenes Publikum anziehen, das nicht so sehr auf soziale Distinktion Wert legt. Anne-Kathrin Ostrop sorgt als Musiktheaterpädagogin an der Komischen Oper Berlin für die musikalisch-kulturelle Jugendbildung. Die Komische Oper lädt immer wieder junge Menschen in die alten Mauern ihres lebendigen Musiktheaters ein, Neues zu erleben, eigene Erfahrungen mit der komplexen Kunstform Oper zu machen. So vor kurzem in „Hip H’Opera - Così fan tutti“, wo Rap auf Gesangskunst, Koloraturen auf Coolness, HipHop auf Oper trafen.

Im Spannungsfeld zwischen Hoffnung und Ohnmacht

Am 22. September, 11 bis 12 Uhr, geht es in einem weiteren Panel um die Macht klassischer Musik. Kann klassische Musik soziale, politische und religiöse Grenzen sprengen und Diskurse mit nachhaltiger Wirkung initiieren oder gar kreative Lösungen für die brennenden Probleme unserer Zeit anbieten? Am Beispiel ihrer Projekte wollen unter anderem Edicson Ruiz, Dr. Gabriele Minz und Andreas Knapp die Wirkungspotentiale von Musik aufzeigen.

Für Andreas Knapp ist „Education“ eine fundamentale Aufgabe gesellschaftlichen Engagements und Musik hierzu ein zentrales Medium. Als Persönlicher Referent von Sir Simon Rattle begleitete er von Anfang an die Entwicklung und Reaktion der Öffentlichkeit auf das Education Projekt Zukunft@Bphil. Klassische Musik als hyperkomplexe Kunstform hat in seine Augen dabei durchaus eine besondere Macht und Bedeutung, und die Institution eines Orchesters hier eine Verantwortung.

Mit einem sozialen Education-Projekt in seiner Heimat Venezuela hat für den Kontrabassisten Edicson Ruiz alles begonnen. Bereits im Alter von 17 Jahren gewann er die Bass-Vakanz bei den Berliner Philharmonikern und ist heute das jüngste Mitglied seit der Orchestergründung 1862, nach wie vor aber auch Mitglied des venezuelanischen Jugendorchesters. Junge und ambitionierte Musiker aus aller Welt lädt Dr. Gabriele Minz jedes Jahr zum Festival Young.Euro.Classic nach Berlin ein. Seit seiner Gründung im Jahr 2000 hat sich das Festival schnell zu einer einzigartigen Plattform interkultureller Begegnungen für die besten Jugendorchester Europas avanciert und längst auch für außereuropäische Ensembles geöffnet.

Moderator der beiden Klassik-Panels ist Dr. Christian Detig, Musikchef von Kulturradio im rbb. Die Veranstaltungen finden im Pressezentrum der Popkomm, Palais am Funkturm, statt.

Mehr als 50 Popkomm-Aussteller mit Klassik im Angebot

Mehr als 50 Aussteller des internationalen Branchentreffs für Musik und Entertainment in Berlin haben klassische Musik im Angebot. Zu diesen Ausstellern gehören Labels, Verlage, Verbände und Klassikmedien aus dem In- und Ausland. Die zur Popkomm im vergangenen Jahr erstmals geöffnete Classic Lounge in Messehalle 18 findet 2006 noch größeren Zuspruch. Erstmals ist dort auch NAXOS vertreten, das zu den führenden Klassik-Labels der Welt gehört. Weitere Teilnehmer sind das renommierte Klassik-Magazin FONO FORUM, der TV-Sender für klassische Musik Classica, das in Großbritannien und den USA erscheinende Klassik-Magazin MUSO, das Label querstand aus Altenburg (Thüringen), das sich durch die Herausgabe hochwertiger CDs – insbesondere mit Orgelmusik - einen ausgezeichneten Ruf erworben hat, die Deutsche Orchestervereinigung (DOV), Berufsverband der Orchestermusiker in Deutschland und die Yellow Lounge, erfolgreiches Veranstaltungsformat von Universal Classics & Jazz

Über die Popkomm 2006

Die Popkomm als weltweit führende Businessplattform bringt vom 20. bis 22. September 2006 zum 18. Mal Musiker, Bands und Verlage, Labels, Produzenten, Exportbüros sowie wichtige Entscheider der Musikindustrie zusammen. Im vergangenen Jahr zählte die Popkomm mit 796 Ausstellern und 15.108 Besuchern zu den größten Musik-Fachveranstaltungen der Welt.

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