Die vom NDR geplante Privatisierung und Halbierung des NDR Chors stößt auch bei international führenden Chordirigenten auf Ablehnung. In einem offenen Brief kritisieren 16 renommierte Chorleiter die Kürzungspläne, darunter alle amtierenden Chefs der deutschen Rundfunkchöre und deren Vorgänger, u.a. Simon Halsey (Birmingham), Justin Doyle (Berlin), Prof. Peter Dijkstra (Stockholm/Köln).

In dem offenen Brief an die Leitung des NDR, die Vorsitzenden der Gremien und die NDR-Orchester-Chefdirigenten in Hamburg und Hannover schreiben die Chordirigenten: "Die Zielgröße von 18 Stellen à 50 % schränkt massiv das Repertoire, aber auch die Auftritte und damit die Präsenz des NDR Chors ein. Das vorliegende Konzept erscheint uns künstlerisch nicht überzeugend.“ Auch fachlich kritisieren die Chordirigenten die NDR-Pläne: "Der Vorschlag, der eine flexibel wechselnde Besetzung vorsieht, übersieht die Hauptstärke der Rundfunkchöre im Vergleich zu freiberuflichen Chören: Die Stärke dieser Ensembles liegt in der täglichen Zusammenarbeit in einer festen Gruppe von professionellen Sängern, die dadurch in der Lage sind, eine einzigartige Klangkultur zu entwickeln und zu pflegen.“

Abschließend fordern die Dirigenten den NDR auf, seine Umstrukturierungspläne zu überdenken und den NDR Chor als "Leuchtturm“ zu erhalten.

Hintergrund:

Der NDR Chor wurde 1946 vom NWDR mit 55 Chormitgliedern gegründet. Er feiert 2021 sein 75-jähriges Bestehen. Der Chor soll den NDR-Plänen zufolge schrittweise in einer GmbH privatisiert werden. Frei werdende Chorstellen (derzeit 27) will der NDR nicht mehr besetzen. Freischaffende Sängerinnen und Sänger würden dann in der neuen GmbH nur noch auf 50 Prozent-Basis beschäftigt und könnten jederzeit entlassen werden. 50 Prozent-Honorare sind keine Berufsperspektive für den professionellen Chornachwuchs. Und der NDR kann die GmbH jederzeit einfach auflösen. Hiergegen wendet sich die Kampagne #ndrCHORerhalten (siehe Foto).

Absätze