Die Corona-Krise hat die Finanzsituation der öffentlichen Musikschulen in Rheinland-Pfalz drastisch verschärft und lässt die Strukturschwächen deutlich sichtbar werden. Die öffentlichen Musikschulen kommen in ihrer Entwicklung jetzt an einen Wendepunkt, an dem sich entscheiden wird, ob diese Einrichtungen weiterhin einen dauerhaften Platz im Bildungs- und Kulturangebot für Kinder, Jugendliche und Erwachsene behalten werden oder in die Existenzgefährdung abrutschen. Dies hätte erhebliche Angebotsverluste, große Einschränkungen in der Kooperationsfähigkeit von Musikschulen mit allgemeinbildenden Schulen, Kindertagesstätten und Musikvereinen, sowie deutlich reduzierte Kulturangebote zur Folge.

Die Problemfelder sind umfassend:

  • eine dauerhaft zu geringe Landesförderung;
  • stetig sinkende Spielräume der Kommunen bei den freiwilligen Leistungen;
  • stetig steigende Unterrichtsgebühren, die zum Ausschluss ganzer Bevölkerungsgruppen von der Teilnahme führen; damit einhergehend:
  • Verlust an Bildungsgerechtigkeit;
  • ein zu hoher Anteil an Honorarkräften in den Lehrerkollegien;
  • hohe Einnahmeverluste durch die Corona-Pandemie;
  • drohende Insolvenzen für Vereinsmusikschulen;
  • ein beginnender Fachkräftemangel aufgrund fehlender Berufsperspektiven für Musikschullehrkräfte.

Gerade die Corona-Krise hat die Bedeutung von digitalen Lehr- und Lernformaten unterstrichen. Musikschulen müssen in die Lage versetzt werden, auch die digitalen Unterrichtsformate für sich zu ermöglichen.
Die ausschließliche Zuordnung der Arbeit der öffentlichen Musikschulen zum Kulturbereich ist nicht zeitgemäß und entspricht schon lange nicht mehr der Realität. Öffentliche Musikschulen leisten einen wesentlichen Beitrag zur Bildung, sind verlässliche Kooperationspartner von Kindertagesstätten und allgemeinbildenden Schulen, fördern nachhaltig das Breitenmusizieren und legen in der Spitzenförderung die Basis für ein späteres Berufsstudium.

Wenn die Entwicklung des öffentlichen Musikschulwesens in Rheinland-Pfalz nicht in einer Sackgasse enden soll - mit allen Folgen, die zu Schließungen von Einrichtungen führen werden - ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, mit allen am Musikschulgeschehen Beteiligten in eine Diskussion einzutreten, um Zukunftsoptionen zu erarbeiten und deren Umsetzung auf den Weg zu bringen.

Daher bittet der Vorstand des Landesverbandes der Musikschulen in Rheinland-Pfalz e.V. (LVdM) alle Musikschulleitungen vor Ort, im Vorfeld der nächsten Mitgliederversammlung am 27. November 2020 in Kusel mit ihren jeweiligen Trägern das Gespräch zu suchen, gemeinsam eine Situationsanalyse für ihre Musikschule vorzunehmen, Trägervertreter um eine Teilnahme an der nächsten Mitgliederversammlung in Kusel zu bitten, und Vorschläge für die weitere Diskussion einzubringen.

Parallel wird der Vorstand des Landesverbandes der Musikschulen in Rheinland-Pfalz e.V. Gespräche mit den kommunalen Spitzenverbänden, den kulturpolitischen Sprechern der Landtagsfraktionen, sowie dem Kultusministerium führen, um gemeinsam Wege für einen Erhalt des Musikschulwesens zu finden.

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