ECLAT 2016 präsentiert in vier Tagen ein breit gefächertes Spektrum von 17 Uraufführungen und fünf deutschen Erstaufführungen. In den vergangenen Jahren hat sich das Festival zunehmend als Forum für die junge Komponistengeneration und insbesondere als Forschungslabor für neue musiktheatralische Formen profiliert, oft angesiedelt im interdisziplinären Grenzbereich. Die junge Komponisten-­Generation steuert einen  Großteil zum Festival 2016 bei. Die Komponisten und Komponistinnen kommen aus 14 Ländern, wobei ein Schwerpunkt auf Nordeuropa liegt (Norwegen, Schweden, Finnland, Ukraine, Russland).

Eröffnet wird mit dem Konzert zum 60. Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart. Das preisgekrönte Stück "Sempiternal Lockin“ des Schweizers Michael Pelzel  (Jahrgang 1978) sowie Werke von Georg Friedrich Haas und Enno Poppe werden vom Klangforum Wien, eines der wichtigsten Ensembles neuer Musik, mit Enno Poppe am Pult gespielt. (4. Februar, 20 Uhr)

Eine zentrale Position im Festival 2016 nimmt das Musiktheater "une philosophie dans le boudoir“ von François Sarhan nach dem gleichnamigen Roman des Marquis de Sade ein. Der Komponist hat auch das Libretto und ein artifizielles Bühnenbild in Form einer hängenden Papierskulptur geschaffen. Aus drei Perspektiven untersucht Sarhan in  seinem multidisziplinär angelegten Werk die Floskelhaftigkeit gesellschaftlicher Konventionen und die Gesten der Macht, ganz gleich, ob es um verlorene Utopien, republikanische Ideologien oder um den Zynismus der Businesswelt geht. (5. Februar, 19:00 und 21:00 Uhr)

Neben François Sarhans Musiktheater sind an diesem Abend unter dem Titel "Interakti-­‐ onen“ zwei Performances programmiert. Zusammen mit Denis Khorov zeigt die russische Komponistin Elena Rykova ihre performative Komposition "The Mirror of Galadriel“. Brahim Kerkour bringt sein jüngstes Werk "Drift“ für einen Akteur und Elektronik selbst zur Uraufführung. (5. Februar, je zwei Durchgänge in der Zeit von 19:15 bis 22:30 Uhr)

Kontrastierend zu den szenischen Projekten ist am Freitag ein weiteres Ensemblekonzert zu hören. Werke von Sami Klemola, Ville Raasakka und Oscar Bianchi werden von Daniel Gloger (Countertenor) und dem Uusinta Ensemble Helsinki aufgeführt. (5. Februar, 20:30 Uhr)

Der Festivalsamstag beginnt mit Komponisten im Gespräch, Moderation: Lydia Jeschke (6. Februar, 15:00 Uhr), gefolgt von einem solistischen Intermezzo: Dario Calderone spielt ein neues Werk von Giorgio Netti für Kontrabass solo, in dem die intensive Energie und die fundamentale Kraft des Instruments vereint werden. (6. Februar, 16:30 Uhr)

Im anschließenden Konzert des Cikada Ensembles steht eine Uraufführung des norwegi-­‐ schen Komponisten Lars Petter Hagen im Zentrum sowie Werke von Eivind Buene und Carola Bauckholt. (6. Februar, 17:30 Uhr)

Mit seiner Reihe SWR ATTACCA in ECLAT steuert der SWR wieder zwei Konzerte seiner Klangkörper zum Festival bei. Auf dem Programm des SWR Vokalensembles Stuttgart mit seinem Chefdirigenten Marcus Creed und dem aleph Gitarrenquartett stehen Urauffüh-rungen von Michael Pelzel, Germán Moreno‐Brull, Marko Nikodijević und Beat Furrer sowie eine deutsche Erstaufführung von Ansgar Beste. (6. Februar, 20:00 Uhr)

Ein weiteres szenisches Projekt ist das Stationentheater EILAND von Manos Tsangaris, der eine "Freilassung“ des Publikums im Sinne hat. Die Neuen Vocalsolisten und sechs Kontrabassklarinettisten bespielen damit zwei Hallen im Stuttgarter Theaterhaus. (6. Februar, 22:30 Uhr)

Sarhan und Tsangaris stehen beide für eine Tendenz, der viele der bei ECLAT aufgeführten Komponisten folgen: Tradierte Aufführungssituationen werden in einem Maß in Frage gestellt und Musik mit Bewegung, Lichtregie, Performance oder Video "in Szene“ gesetzt, dass Genregrenzen verschwinden und die Rolle der Musik im Diskurs und im Zusammenwirken der Künste permanent neu justiert wird.

Am Nachmittag des Festival‐Finaltags stellen ascolta, Florian Hoelscher (Klavier) und die Neuen Vocalsolisten sehr gegensätzliche Uraufführungen von Dietrich Eichmann, Anna Korsun, Boris Filanovsky, Benjamin Scheuer und Dror Feiler vor: Klangerkundungen auf der einen Seite und explosive Positionierungen auf der anderen Seite. (7. Februar, 15:30 Uhr).

Der Kontrabass‐Erkundung vom Samstag steht am Sonntag ein Ausflug in die Klangwelt der Viola (Christophe Desjardins) gegenüber. Der Komponist Alberto Posadas sieht sich dabei als "Archäologe“, der bislang verborgene Klang-­Schätze dieses Instruments ans Licht bringen wird. (7. Februar, 18:00 Uhr).

Im Abschlusskonzert – wieder in der Reihe SWR ATTACCA in ECLAT – korrespondiert das Radio-­Sinfonieorchester Stuttgart des SWR (Leitung: Emilio Pomàrico) mit Solisten. Alte Formen wie das Violinkonzert werden neu beleuchtet (Sergej Newski), das Orchester wird als Spiegel von Lichtverhältnissen gesehen (Klaus Lang) und es unternimmt schließlich zusammen mit den Schlagzeugsolisten Christian Dierstein und Dirk Rothbrust klangliche Tiefenbohrungen (Rebecca Saunders). (7. Februar, 19:30 Uhr)

Die Installation "Feed“ von Maximilian Marcoll, bei der sich der Komponist mit privaten Räumen und dem Überschreiten von persönlichen Grenzen auseinandersetzt, ist während des gesamten Festivalzeitraums begehbar.

Das Programm für ECLAT Festival Neue Musik Stuttgart verantworten Christine Fischer als Intendantin des Veranstalters Musik der Jahrhunderte und Lydia Jeschke, Redaktionsleiterin Neue Musik und Jazz des SWR für SWR ATTACCA in ECLAT.

ECLAT Festival Neue Musik Stuttgart ist eine Veranstaltung von Musik der Jahrhunderte in Zusammenarbeit mit dem SWR.

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