Bodo Busse, Intendant der Staatsoper Hannover ab der Spielzeit 2025/26  
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Bodo Busse und Vasco Boenisch übernehmen ab der Spielzeit 2025/26 die Intendanzen der Staatsoper und des Schauspiels Hannover. Das hat der Aufsichtsrat der Niedersächsischen Staatstheater Hannover GmbH heute beschlossen. Busse und Boenisch werden für fünf Spielzeiten zugleich als Geschäftsführer der Staatstheater bestellt.

Falko Mohrs, Niedersächsischer Kulturminister und Aufsichtsratsvorsitzender: „Mit Bodo Busse und Vasco Boenisch ist es gelungen, zwei Persönlichkeiten für Hannover zu gewinnen, die klare Vorstellungen von den gegenwärtigen Herausforderungen und künftigen Perspektiven der Darstellenden Kunst haben. Mit beiden Intendanten schaffen wir eine Grundlage dafür, dass sich die Niedersächsischen Staatstheater Hannover auch künftig durch eine große Ausstrahlung auszeichnen. Zugleich werden beide für ein Theater stehen, das intensiv auf Entwicklungen der Stadtgesellschaft eingeht. Ich danke allen Beteiligten, die eine so zügige und diskrete Entscheidung über die künftige Intendanzbesetzung möglich gemacht haben, insbesondere den Mitgliedern des Aufsichtsrates und der Vorauswahlkommissionen. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit Bodo Busse und Vasco Boenisch.“

Bodo Busse, Intendant Oper Hannover ab der Spielzeit 2025/26: „Die Intendanz der Staatsoper Hannover übernehmen zu dürfen, ist für mich eine große Ehre und Verantwortung. Ich freue mich darauf, die dynamischen und kreativen Räume Oper, Ballett und Konzert mitgestalten zu dürfen. Gerade jetzt brauchen wir doch mehr denn je die Freiheit der emotionalen, poetischen, sinnlichen und diskursiven Kraft der Bühne, um die Diversität verschiedener Lebensentwürfe, Generationen und Identitäten erlebbar zu machen. Menschliche Resonanz, also Weltbeziehung, soll nicht einfach nur schöner Schein sein.“

Vasco Boenisch, Intendant Schauspiel Hannover ab der Spielzeit 2025/26: „Theater hat die einzigartige Kraft, Menschen unmittelbar zu berühren und zu verbinden. Mit dem Schauspiel Hannover möchte ich ein Theater der offenen Türen sein: offen für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen und diverse Biografien, für künstlerische Impulse aus aller Welt, für neue Kooperationen und nicht zuletzt offen und transparent im kollegialen Miteinander. Ich freue mich auf die Stadt und ihre Menschen, auf gegenseitige Inspiration und Austausch – denn diese brauchen wir heute und in Zukunft besonders dringend.“

Biografien

Bodo Busse, 1969 in Stuttgart geboren, studierte Musikwissenschaft, Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Allgemeine Rhetorik an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Er besuchte Meisterkurse für Opernregie bei Ruth Berghaus. Anschließend absolvierte er mehrere Praktika und Assistenzen in den Bereichen Regie und Dramaturgie an der Staatsoper Stuttgart sowie am Opernhaus Zürich, wo er auch als Regieassistent engagiert war. Am Staatstheater Mainz war er von 1998 bis 2000 Musikdramaturg. Danach arbeitete er für zwei Jahre als Musikdramaturg am Theater Dortmund. Anschließend war er am Stadttheater Gießen als Geschäftsführender Dramaturg mit Regieverpflichtung tätig. 2002 wurde er von Manfred Beilharz als Musikdramaturg und Mitglied der Opernleitung ans Hessische Staatstheater Wiesbaden berufen, an dem er bis Juli 2010 engagiert war. Dort war er auch kuratierend mitverantwortlich für das Programm der „Internationalen Maifestspiele“ mit großen Operngastspielen aus dem osteuropäischen Raum und Frankreich. In den Wiesbadener Jahren war er in der Jury des „German-Australian Opera Grant“, einem Förderprogramm für junge australische Opernsänger:innen in Kooperation mit dem Hessischen Staatstheater Wiesbaden und der „University of Victoria/More than Opera Ltd“. Von 2010 bis 2017 war Busse Intendant des Landestheaters Coburg, wo er auch mehrfach v.a. im Bereich des zeitgenössischen Musiktheaters inszeniert hat, u. a. „Lohengrin“ von Salvatore Sciarrino“, „Schuberts Winterreise“ von Franz Schubert/Hans Zender, die Deutsche Erstaufführung der Kammeroper „The Raven“ von Toshio Hosokawa, die Uraufführung des Musicals „Dorian Gray“ von Roland Fister sowie die szenische Collage „Der Welt abhanden gekommen…“ mit Orchesterliedern von Gustav Mahler und Claude Vivier. In seiner Zeit am Landestheater Coburg war Busse mitverantwortlich für die strategische Planung der Generalsanierung des historischen Theatergebäudes und der Projektentwicklung einer Interimsspielstätte, des heutigen „Coburger Globe“. Er hatte Lehraufträge an der Universität Mainz im Fachbereich „Theaterwissenschaft“ und für „Experimentelles Musiktheater“ am Forschungsinstitut für Musiktheater der Universität Bayreuth. Seit der Spielzeit 2017/18 ist Bodo Busse Generalintendant des Saarländischen Staatstheaters. Unter seiner künstlerischen Leitung wurden in der Opernsparte bundesweit beachtete zeitgenössische Opern-Projekte wie beispielsweise die Deutschen Erstaufführungen von „Soldier Songs“ von David T. Little und „Macbeth Underworld" von Pascal Dusapin oder die Uraufführung der Oper „Ophelia“ von Sarah Nemtsov produziert. Es wurden deutsch-französische und luxemburgische Kooperationen, das „Tanzfestival Saar“ und internationale Gastspielaktivitäten weiter ausgebaut. Mit dem digitalen Projekt „The (Un)answered Question“ wurde das Saarländische Staatsorchester 2022 Gewinner des „Preis Innovation“ der Deutschen Orchesterstiftung. Auch am Saarländischen Staatstheater hat sich Bodo Busse strukturell für die künstlerische Ausbildung eingesetzt, u. a. mit den Gründungen von Musiktheater- und Orchesterakademie in Kooperation mit der „Hochschule für Musik Saar“.
 
Vasco Boenisch, geboren 1980 in Berlin, absolvierte die Deutsche Journalistenschule und studierte in München Journalistik, Politik, Theaterwissenschaft und Soziologie mit anschließender Promotion. Er war Theaterkritiker für „Bild“, die Frankfurter Rundschau sowie neun Jahre lang im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung. Von 2009 bis 2014 arbeitete er beim WDR Fernsehen als Kulturredakteur und Moderator sowie als Referent in der Leitung Kultur und Wissenschaft. Er verantwortete die Kulturshow „Anke hat Zeit“ mit Anke Engelke, die 2014 die Auszeichnung der Deutschen Akademie für Fernsehen erhielt. Er war Mitglied der Jury zur Vergabe des Mülheimer Dramatikpreises 2010, von 2011 bis 2013 Mitglied der Jury des Berliner Theatertreffens und von 2014 bis 2015 Jurymitglied beim Heidelberger Stückemarkt. Er war Dramaturg der Ruhrtriennale 2015 – 2017, des Festivals der Künste in der Metropole Ruhr, und lehrte mehrere Jahre an der Folkwang Universität der Künste im Studienfach Regie. Mit Intendant Johan Simons wechselte Vasco Boenisch zur Spielzeit 2018/19 als Chefdramaturg ans Schauspielhaus Bochum, das in den folgenden Jahren vielfach ausgezeichnet und 2022 zum Theater des Jahres gewählt wurde. Als Dramaturg arbeitete er mit Regisseur:innen wie Anne Teresa De Keersmaeker, Florian Fischer, Herbert Fritsch, Karin Henkel, Susanne Kennedy, Dušan David Pařízek, Lies Pauwels, Christopher Rüping und Johan Simons zusammen. Für seine Textbearbeitung von Kleists „Penthesilea“ für Sandra Hüller und Jens Harzer (Regie: Johan Simons, Salzburger Festspiele/Schauspielhaus Bochum, 2018) wurde er mehrfach als Dramaturg des Jahres nominiert. Mit Christopher Rüpings Inszenierung „Das neue Leben“ war er 2022 zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Seit der Spielzeit 2023/24 ist Vasco Boenisch Künstlerischer Direktor und Stellvertretender Intendant des Schauspielhaus Bochum. Ferner ist er seit 2023 Co-Sprecher des Theaternetzwerks RuhrBühnen. Er veröffentlichte mehrere Sachbücher, u. a. zu den Themen Kampagnenjournalismus und Theaterkritik, und schreibt seit 2020 in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung die monatliche Theaterkolumne „Fragen Sie Vasco Boenisch“.