Mit dem Internationalen Heinrich-Schütz-Preis werden herausragende künstlerische wie besondere wissenschaftliche Leistungen in der Vermittlung und Verbreitung der Musik von Heinrich Schütz und seiner Zeit sowie ein herausragendes Engagement in deren Bewahrung und Förderung geehrt. Der Ehrenpreis in Form einer silbernen Medaille wurde 2018 erstmalig verliehen.

Den Internationalen Heinrich-Schütz-Preis 2020 erhält Françoise Lasserre.

Geehrt wird die französische Künstlerin für ihre jahrzehntelange Beschäftigung mit dem Leben und Werk von Heinrich Schütz. In zahllosen Konzerten, Kursen und als Hochschullehrerin hat Françoise Lasserre das kulturelle Erbe von Schütz in Frankreich und ganz Europa gepflegt und vermittelt, in den Wissenshorizont der Schütz-Zeit gestellt, unzählige Verbindungen zu Zeitgenossen, Vorgängern und Nachfolgern aufgezeigt und in Konzertprogrammen wichtige Kontexte der Musik des Sagittarius künstlerisch erschlossen. Besonders bemerkenswert ist dabei der ganz eigene Ton und interpretatorische Zugang, den Françoise Lasserre mit dem von ihr 1986 gegründeten Vokal- und Instrumentalensemble Akadêmia entwickelt hat.

Dr. Christina Siegfried, Intendantin des HEINRICH SCHÜTZ MUSIKFESTS zur diesjährigen Preisträgerin: "Als junge Musikerin in der Zusammenarbeit mit Michel Corboz und Philippe Herreweghe geprägt, beseelt von einem humanistischen Geist widmet sich Françoise Lasserre seit fast 35 Jahren ihrem ambitionierten wie ehrgeizigen Engagement für die Wiederentdeckung von vokalen wie instrumentalen Meisterwerken des 17. und 18. Jahrhunderts. Das tut sie mit dem erklärten Ziel der Exzellenz, Sinnlichkeit und Relevanz für das Heute. Dabei nimmt das Werk von Heinrich Schütz einen zentralen Platz ein. Françoise Lasserre folgt mit ihrem Ensemble Akadêmia einem schnörkellosen, zugleich jubilierenden Klangideal wie dem unbedingten Ziel der Werktreue und der Treue zu sich selbst als im 21. Jahrhundert lebender Künstlerin. Sie ist eine mitreißende Dirigentin und phantasievolle Geschichtenerzählerin, die mit ihren Interpretationen neue Welten eröffnet und ihre Zuhörer:innen ganz unmittelbar zu tiefempfundenem Erleben führt.“

Der Preis wird im Rahmen des Abschlusskonzerts des Heinrich Schütz Musikfests am 11. Oktober 2020, 17.00 Uhr in der St. Marienkirche Weißenfels an die Künstlerin verliehen.

Françoise Lasserre ist in diesem Jahr artist in residence des Festivals und wird das Abschlusskonzert selbst leiten. Zur Preisverleihung wird die Schirmherrin des diesjährigen Heinrich Schütz Musikfests, die Botschafterin Frankreichs in Deutschland I.E. Anne-Marie Descôtes, anwesend sein. Die Laudatio auf die Preisträgerin hält Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann, Präsident der Mitteldeutschen Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e.V.

Der Internationale Heinrich-Schütz-Preis des HEINRICH SCHÜTZ MUSIKFESTs wird seit 2018 jährlich vergeben. Hierfür hat die international renommierte Künstlerin Anna Franziska Schwarzbach eine hochwertige silberne Ehrenmedaille geschaffen. Bisherige Schütz-Preisträger sind Hans-Christoph Rademann (2018) und Sir Roger Norrington (2019).

Das Heinrich Schütz Musikfest ist das Forum für die Musik und Kultur des 17. Jahrhunderts und beleuchtet in besonderer Weise das Schaffen des namensgebenden deutschen Komponisten an seinen originalen Wirkungsstätten in Weißenfels, Zeitz, Bad Köstritz, Gera und Dresden.

Die diesjährige Ausgabe beginnt am 2. Oktober und steht unter dem Motto "dero weitberümbte Musik“.

Weitere Information unter www.schütz-musikfest.de.

Françoise Lasserre – Vita

Françoise Lasserre studierte zunächst Mathematik, anschließend Quer- und Traversflöte, Chorgesang, Komposition und Dirigieren an der École Normale de Musique de Paris. Anfang der 1980er Jahre war sie Mitglied von La Chapelle Royale und Collegium Vocale Gent unter der Leitung von Philippe Herreweghe. Nicht minder prägend waren die Jahre der Zusammenarbeit mit Michel Corboz. Mit Unterstützung der Regionalregierung von Champagne-Ardenne in Reims gründete Lasserre 1986 das Ensemble Vocal Régional de Champagne-Ardenne, das sie zehn Jahre später als professionelles Vokal- und Instrumentalensemble in Akadêmia umbenannte. Mit ihrem Ensemble gastierte sie in ganz Frankreich, Großbritannien, Deutschland, den USA, Russland und Indien. Mehrfach wurden ihre zahlreichen CD-Einspielungen mit Preisen gekrönt. Als Gastdirigentin arbeitete sie u.a. mit französischen Vokalensembles sowie mit La Fenice und Concerto Italiano zusammen. Am Conservatoire à rayonnement régional de Poitiers unterrichtete sie mehrere Jahre Chorleitung.

Die künstlerische Arbeit von Françoise Lasserre ist immer wieder auch von außergewöhnlichen und genreübergreifenden Projekten geprägt und bezieht Choreograf:innen, Puppenspieler:innen und Theaterregisseur:innen ein. Unter anderem entstand 2014 ein vielbeachtetes Passionsprogramm mit Texten von Jean-Pierre Siméon und Musik von Johann Sebastian Bach. Seit 2013 sind Lasserre und ihr Ensemble mit künstlerischen und Bildungsprojekten in Indien engagiert; 2018 war sie Initiatorin des Gesangswett­bewerbs "Voices of India“. Die kontinuierliche Zusammenarbeit mit Schulen, Senioreneinrichtungen, sozialen Zentren und Verbänden ist dem Ensemble wie dessen Leiterin eine Herzensangelegenheit.

Porträt artist in residence

Seit 1986 besitzt Frankreichs Musikleben einen besonderen Edelstein: Françoise Lasserre, eine der ersten Dirigentinnen der Alte-Musik-Szene, steht für besondere Interpretationen, in denen sie prachtvolle Klänge entfaltet, aber immer auch nach den Emotionen zwischen den Notenzeilen, nach dem verborgenen Gehalt der Musik sucht. Ihr Ensemble Akadêmia benennt sie dabei nach den berühmten philosophischen Akademien des griechischen Altertums, in denen Platon und seine Getreuen eifrig debattierten und reflektierten. In dem Namen dieses Instrumental- und Vokalensembles verbirgt sich aber auch die Tradition der italienischen "Accademie“, jener intellektuellen Orte des Experiments, der Visionen und Erforschungen, wo Künstler aller Sparten mit Philosophen und Naturwissenschaftlern zum Austausch zusammenkamen. Dieser Forschergeist und die Lust am Ausprobieren neuer Wege prägt auch die künstlerische Arbeit des Ensembles Akadêmia. Heute genießen Françoise Lasserre und ihr Ensemble Akadêmia europaweit einen exzellenten Ruf als Spezialisten für die Musik der Renaissance und des Barock. Françoise Lasserre ist eine mitreißende Dirigentin und phantasievolle Geschichtenerzählerin, die mit ihren Interpretationen neue Welten eröffnet und ihre Zuhörer ganz unmittelbar zu tiefempfundenem Erleben führt.

Die Künstlerresidenz auf einen Blick

  • Freitag, 2. Oktober, Dresden
  • Samstag, 3. Oktober, Weißenfels
  • Sonntag, 4. Oktober, Gera
  • Samstag, 10. Oktober, Zeitz
  • Sonntag. 11. Oktober, Weißenfels