Die Rundfunkkommission der Deutschen Orchestervereinigung (DOV), das Vertretergremium aller deutscher Rundfunkklangkörper, spricht sich entschieden gegen die geplante Fusion des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart des SWR mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg aus. Zugleich fordert die Rundfunkkommission mehr Zeit als die vom SWR Ende Juni 2012 gegebenen drei Monate für die Prüfung von Alternativmodellen.

„Angesichts der Tragweite und der Langfristigkeit einer Fusionsentscheidung ist die vom SWR gesetzte Frist deutlich zu kurz“, sagt Hans-Reinhard Biere, Vorsitzender der Rundfunkkommission. „Die Betroffenen und die Öffentlichkeit haben einen Anspruch darauf, zunächst verbindliche Antworten auf zentrale Fragen zu einer möglichen Fusion zu erhalten. Die endgültige Fusionsentscheidung ist deshalb einstweilen auszusetzen“, so Biere weiter.

Vor einer abschließenden Entscheidung sei z.B. ein bislang noch nicht existentes, konkretes Umsetzungskonzept für die Fusion zu erstellen. Auch logistische Überlegungen, wie zwei 183 km voneinander entfernte Standorte durch ein einziges Orchester überhaupt sinnvoll zu bespielen sind, ohne dass dabei zu viel Zeit auf Musiker- und Instrumententransport verloren geht, sind noch keineswegs abgeschlossen. Zu fragen ist nicht zuletzt, welcher Chefdirigent bereit wäre, zwei über Jahre hinweg kleiner werdende Orchester zu einem ‚Superklangkörper’ zu formen.

Eine Zusammenlegung der beiden SWR-Orchester würde bis 2025 rund 85 von gegenwärtig 202 Musiker-Arbeitsplätzen vernichten, die dem studentischen Orchesternachwuchs vorenthalten würden. Auch ginge das eigenständige Profil beider Orchester unwiederbringlich verloren. Die Einschränkungen des besonderen kulturellen Angebots und der Rundfunkproduktion an beiden Standorten und in der Region würde zudem gegen den Kultur- und Bildungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verstoßen.

Absätze