Heinrich Strobel, Musikchef des in der Nachkriegszeit neugegründeten Südwestfunks, kritzelte am 24. Dezember 1945 zwei Worte auf einen Fetzen Papier: "Orchestervertrag gemacht". Diese kurzen, aber prägnanten Worte legten den Grundstein für ein innovatives Kulturinstrument: das SWF Sinfonieorchester. Am 1. Februar 1946 trat der Orchestervertrag in Kraft. Damals machten sich Hans Rosbaud, erster Chefdirigent, sowie sein Nachfolger Ernest Bour für Neues, Unerprobtes stark und wagten Experimente. Bis heute ist das Orchester seinem Auftrag als Förderer Neuer Musik treu geblieben - ohne dabei jedoch Klassiker zu vernachlässigen. Bei den "Donaueschinger Musiktagen" brilliert das Ensemble seit 1950 jährlich mit Aufführungen allerneuester Werke zeitgenössischer Komponisten. In vielen Konzerten, sowohl auf der heimischen Bühne des Freiburger Konzerthauses wie auch auf internationalem Parkett, versetzen die Musiker unter der Leitung ihres Chefdirigenten Sylvain Cambreling sowie der ständigen Gastdirigenten Michael Gielen und Hans Zender regelmäßig Zuhörer und Presse in Begeisterung.

Sein 60-jähriges Bestehen feiert das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg - wie es seit 1998 heißt - am Mittwoch, 1. Februar, um 19 Uhr mit einem großen Jubiläumskonzert im Rolf-Böhme Saal des Konzerthauses Freiburg. Bei diesem Jubiläumskonzert treten die drei Dirigenten Sylvain Cambreling, Michael Gielen und Hans Zender erstmals gemeinsam an einem Abend auf: Michael Gielen dirigiert Auszüge aus Bela Bartoks Ballettmusik "Der holzgeschnitzte Prinz", Hans Zender zwei Sätze aus Wolfgang Amadeus Mozarts C-dur-Sinfonie KV 338 und Sylvain Cambreling den ersten Satz von Hanspeter Kyburz’ "Noesis". Zwischen den sinfonischen Darbietungen geben die Musiker einen Einblick in ihre Aktivitäten außerhalb des Orchesters: Sie spielen in acht unterschiedlichen Kammermusik-Formationen und bringen mit Kompositionen von Giovanni Gabrieli, Andrea Falconiero, Wolfgang Amadeus Mozart, Carlos Chavez, Anton Webern, Benjamin Britten, Edison Denisow und György Ligeti 400 Jahre Musikgeschichte zum Klingen.

Die Laudatio zum 60. Geburtstag des Orchesters hält der frühere Intendant der Salzburger Festspiele und derzeitige Intendant der Pariser Opéra, Gérard Mortier, die Grußworte spricht der SWR-Intendant Prof. Peter Voß. "Die Orchestergründung vor 60 Jahren war ein Ereignis mit weitreichenden Folgen für die Orchester- und Rundfunklandschaft, aber auch für die Musikgeschichte. Der SWR darf stolz auf die Leistungen dieses Orchesters sein, sie dokumentieren besonders gut und für jedermann hörbar den "public value", den Mehrwert, den der öffentlich-rechtliche Rundfunk der Gesellschaft bietet", so der SWR-Intendant.
Das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg ist - wie auch die anderen SWR-Klangkörper, also das Radio- Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, das SWR Vokalensemble Stuttgart, das SWR Rundfunkorchester Kaiserslautern sowie die SWR Big Band - nicht nur ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Lebens im Südwesten, sondern prägt auch das Kulturprogramm SWR2 zu einem guten Teil. "Indem wir die Konzerte unserer Klangköper in SWR2 senden, machen wir die herausragenden kulturellen Ereignisse, die wir mit der Unterstützung der Rundfunkgebühr anbieten, möglichst vielen Zuhörern zugänglich - und erfüllen damit einen wichtigen Teil des öffentlich-rechtlichen Auftrags", sagt SWR- Hörfunkdirektor Bernhard Hermann.

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