Sechs Nachwuchstalente studieren vom 5.-9. April 2008 Beethoven „Meine Vision ist es, jedes Jahr etwas weiterzuführen, was in Beziehung auf Bonn und Beethoven eine große Rolle spielt.“ So begründete Kurt Masur zum Beginn des Abschlusskonzerts des ersten Meisterkurses für Dirigieren 2006 in Bonn seine Motivation, in Beethovens Geburtstadt jährlich einen Meisterkurs durchzuführen. Denn „Beethoven hatte die größten Visionen, die ein Mensch haben kann“ und Kurt Masur hat die Vision, dass Bonn von Beethoven regiert werden müsse, dass das Geburtshaus des Komponisten ein Wallfahrtsort für die Menschheit sein solle und von tausenden Menschen umlagert – und dass er als weltweit anerkannter Dirigent und Vorstandsvorsitzender des Vereins Beethoven-Haus seinen Teil dazu beiträgt, indem er Beethovens Erbe pflegt und nutzt.

1967 wünschte sich Kurt Masur dringend neue Ausgaben der Beethoven-Symphonien, 2006 studierte er zusammen mit den Teilnehmern des ersten Meisterkurs für Dirigieren im Beethoven-Haus die Symphonien Nr. 1 und 2 aus der Gesamtausgabe. Auch 2008 beginnt der Meisterkurs, den das Beethoven-Haus Bonn, das Beethoven Orchester Bonn und das Dirigentenforum des Deutschen Musikrates gemeinsam veranstalten, am 5. und 6. April mit Quellenstudien im Beethoven-Haus. Es ist Masur besonders wichtig, dass sich die sechs ausgewählten Teilnehmer im Vorfeld mit der historisch-kritischen Gesamtausgabe befassen sowie sich mit anderen neuen Editionen auseinandersetzen. Die Wissenschaftler des Beethoven-Hauses erläutern zunächst die Dirigierpraxis zur Beethovenzeit, bevor sie sich konkret mit den Teilnehmern den Beethoven-Symphonien Nr. 3 und 4 und der „Egmont“-Ouvertüre widmen.

Alle sechs internationalen Teilnehmer des zweiten Meisterkurses für Dirigieren wurden vom Dirigentenforum des Deutschen Musikrates vorgeschlagen und von Kurt Masur ausgewählt, trotz ihres jungen Alters zwischen 26 und 34 Jahren weisen die vier Deutschen, der Amerikaner und die Koreanerin bereits vielfältige Qualifikationen auf: Der Amerikaner Brett Alan Austad dirigierte am Südostbayerischen Städtetheater, Ivo Hentschel ist Korrepetitor am Theater Heidelberg, Andreas Hotz ist 1. Kapellmeister am Pfalztheater in Kaiserslautern, Johannes Klumpp ist Künstlerischer Leiter des Akademischen Orchesters Freiburg, Benjamin Lack ist Domkapellmeister in Feldkirch und die Koreanerin Shi-Yeon Sung ist als Assistant Conductor von James Levine beim Boston Symphony Orchestra engagiert.

Nach den zweitägigen Quellenstudien im Beethoven-Haus beginnen am Montag, 7. April die öffentlichen Proben der Teilnehmer des Meisterkurses mit dem Beethoven Orchester Bonn. Jeweils vormittags zwischen 10 Uhr und 12.30 Uhr und abends zwischen 18 Uhr und 21 Uhr arbeitet Kurt Masur mit den Teilnehmern an der Interpretation der Beethoven Symphonien Nr. 3 Es-Dur op. 55, der „Eroica“, und Nr. 4 B-Dur op. 60 sowie der „Egmont“-Ouvertüre f-Moll op. 84. Nach der Probe am Dienstagabend, 8. April entscheidet Kurt Masur, welcher der Nachwuchsdirigenten im Abschlusskonzert am 9. April um 20 Uhr in der Beethovenhalle welchen Satz der beiden Symphonien leiten wird. Kurt Masur selbst, der 2007 seinen 80. Geburtstag feierte, dirigiert im Konzert die „Egmont“-Ouvertüre.

Das Konzept, eine gezielte Förderung für junge Dirigenten in Zusammenarbeit mit professionellen Orchestern vorzunehmen, war bereits in den 80er Jahren in der DDR von Kurt Masur und weiteren Dirigenten entwickelt worden. Auf diesen Erfahrungen aufbauend, arbeitete der Deutsche Musikrat nach der Wiedervereinigung sein Förderprojekt Dirigentenforum aus. Der damalige Generalsekretär des Deutschen Musikrates und heutige Direktor des Beethoven-Hauses, Andreas Eckhardt, erinnert sich: „Als ich 1990 in Leipzig mit Kurt Masur zusammentraf und Maestro Masur mit seiner enormen Überzeugungskraft und Begeisterungsfähigkeit von diesem Projekt erzählte, stand für mich fest: Diese erfolgreiche künstlerische Förderungspraxis musste im Musikleben des vereinten Deutschland eine zentrale Rolle spielen.“ In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Musikrat und dem Dirigentenforum widmete sich Kurt Masur 1994 und 1995 in Jena Nachwuchsdirigenten und 1999 in Berlin, bevor 2006 der erste Meisterkurs in Bonn stattfand. „Es bereitet mir große Freude, mit einer Dirigentengeneration zu arbeiten, die sehr viele Hoffnungen weckt. Denn die vielen Orchester unserer reichhaltigen Orchesterlandschaft werden noch besser spielen, wenn sie noch bessere Dirigenten haben“, erläutert Kurt Masur seine Vision.

Die Eintrittskarten für die öffentlichen Proben in der Beethovenhalle Bonn am Montag, 7. April von 10 Uhr bis 12.30 Uhr und 18 Uhr bis 20.30 Uhr und am Dienstag, 8. April 2008 von 10 Uhr bis 12.30 Uhr und 18 Uhr bis 21 Uhr kosten 9 Euro. Am Mittwoch, 9. April können Interessierte die Generalprobe vormittags von 10 Uhr bis 13 Uhr für 12 Euro verfolgen. Für das Abschlusskonzert am 9. April um 20 Uhr in der Beethovenhalle gibt es Tickets zu 27, 22, 19, 14 und 11 Euro.

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