Vom Orchestergraben ins Klassenzimmer? So stellt es sich Kulturminister Jürgen Zöller vor, der unlängst Pläne enthüllte, freiwerdende Orchestermusiker aus Mainz und Koblenz zum Schuldienst zu verpflichten. Wie berichtet soll das Orchester des Staatstheaters Mainz aufgelöst sowie die Rheinische Philharmonie in Koblenz verkleinert werden. Mit einem Teil der dann arbeitslosen Musiker möchte er dem Mangelfach Musik zu mehr Lehrkräften verhelfen. Diese Rechnung wurde aber offensichtlich in Unkenntnis der schulischen Realität und ohne pädagogische Sensibilität gemacht und führte bereits zu einem massiven Protest des Verbandes Deutscher Schulmusiker und der Föderation sämtlicher musikpädagogischer Verbände in Deutschland. „Musiklehrer haben sich durch ein mindestens vierjähriges musikpädagogisches Fachstudium und durch ein mehrjähriges Referendariat für den Berufszweig Schule qualifiziert“ schrieb der vds-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Hans Bäßler an Minister Zöller. Schulmusiker haben mit ihrem Schwerpunkt auf Vermittlung der breiten Inhalte des Schulfaches Musik, mit jahrlangen intensiven praktischen Erfahrungen im Umgang mit Jazz-, Rock- und Popmusik und mit ihren Fähigkeiten zur gruppenbezogenen Arbeit wie dem Klassenmusizieren vollkommen andere Kompetenzen als ein Orchestermusiker. Mit einer künstlerischen Hochqualifizierung allein auf dem Instrument kann keine verantwortliche Ausübung des immer anspruchsvolleren Lehrberufes erfolgen – denn Musikunterricht heute ist mehr als eine Stunde singen und das Konzert zum Schulfest. Da hilft selbst keine Nachqualifizierung im meist vorgerückten Alter.

„Qualifizierte Künstler gegen ihren Willen in einen Beruf zu drängen, in welchem ihr Scheitern nach allen bisherigen Erfahrungen vorgezeichnet ist und zugleich Jugendlichen einen kompetenten und vielseitigen Musikunterricht vorzuenthalten ist gleichermaßen verantwortungslos“ so Bäßler an Kulturminister Zöller. Diese Entscheidung sei pädagogisch falsch sowie ökonomisch letztlich inefizient und sie schädige das Fach Musik an allgemein bildenden Schulen massiv. Der vds sowie die anderen musikpädagogischen Verbände haben daher in dieser Sache zum bundesweiten Protest aufgerufen.

gez.
Alwin Wollinger

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